William R. D. Fairbairn
geboren: 1889, gestorben: 1964
William Ronald Dodds Fairbairn studierte erst Philosophie und anschließend Medizin. Ab 1927 Publikation psychoanalytischer Schriften und Aufsehen erregende Vorträge vor der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft, die ihn als assoziiertes Mitglied aufnahm – eine große Ehre für jemand, der nicht die übliche Ausbildung durchlaufen hatte. 1939 wurde er Vorsitzender der Schottischen und dann Vollmitglied der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft. Er gilt als Vordenker der Objekt-Beziehungs-Theorie.
Das Selbst und die inneren Objektbeziehungen
Kurzbeschreibung
Fairbairs Theorie der Objektbeziehungen und sein darauf aufbauendes Persönlichkeitsmodell bildet die theoretische Ausgangsbasis für die Arbeiten von bedeutenden Psychoanalytikern wie beispielsweise W. D. Winnicott, Michael Balint, John D. Sutherland, Harry Guntrip, Daniel Stern und Otto Kernberg.
Fairbairns Entwicklung einer umfassenden Objektbeziehungstheorie wird vielfach gepriesen als "Kopernikanische Wende" innerhalb der psychoanalytischen Theorie der menschlichen Persönlichkeit. Er hat die theoretische Tradition der Objektbeziehungspsychologie begründet, zu der W. D. Winnicott, Michael Balint, John D. Sutherland, Harry Guntrip und viele weitere Autoren bis hin zu Daniel Stern und Otto Kernberg gehören.
Das Hauptanliegen seiner revolutionären Sichtweise besteht in dem Versuch, die Psychoanalyse vom "Trieb" als primärem motivationalen Faktor zu lösen. An die Stelle von Freuds Trieben treten bei Fairbairn die Objektbeziehungen, welche seiner Ansicht nach das hauptsächliche motivationale System bilden. Zudem hat er ein neues Persönlichkeitsmodell entwickelt, das Freuds Ich-Es-Über-Ich-Modell zu einem komplexen System erweitert, in dem auch die Objektbeziehungen und ihr intrapsychischer Niederschlag ihren Platz finden.
Fairbairns Werk führte die Psychoanalyse dahin, das angeborene Bedürfnis des Kleinkindes nach Beziehung und Bindung als essentiell für die menschliche Entwicklung (und auch für die Therapie) anzusehen. Mit seiner Theorie der Objektbeziehungen liefert Fairbairn ein Modell der psychischen Struktur, basierend auf der Verinnerlichung und Modifikation von Erfahrungen mit den Eltern und anderen Personen von zentraler Wichtigkeit für ein Kleinkind. Er zeigt, wie das Selbst bzw. das Ich, aufgrund der Verinnerlichung des Objekts, frühere Enttäuschungen unvermeidlich mit einbezieht in alle folgenden Beziehungen, was schließlich zu einer Ich-Spaltung und einer Unterdrückung der schmerzhaften inneren Objekt-Beziehungen führt.
Fairbairns Theorie bildet bis zum heutigen Tag ein lebendiges Grundgerüst der psychoanalytischen Theorie und Praxis, der Kleinkind-Forschung, der Gruppen-Beziehungen und der Familientherapie.
Die Einleitung von Dr. Bernhard Hensel und Dr. Rainer Rehberger verfolgt die Ursprünge von Fairbairns Ansätzen und umreißt deren Relevanz für die gegenwärtige Psychoanalyse.
Herausgegeben von Dr. Bernhard Hensel und Dr. Rainer Rehberger (2007)
Jügen Hardt, Antje Vaihinger Hrsg.:
Wissen und Autorität in der psa Beziehung
Kurzbeschreibung
Das Buch gibt einen Einblick in das Denken der prominentesten psychoanalytischen Forscher Nordamerikas. Es zeigt, wie intensiv in der Scientific community Fragen diskutiert werden, für die Analytiker keineswegs so immun geworden sind, wie oft behauptet wird. Das Vorurteil, Psychoanalytiker seien Sektierer und gläubige Anhänger eines Gründervaters, kann nach der Rezeption dieser Diskussion nicht mehr aufrechterhalten werden. Man muss realisieren, dass in der Psychoanalyse um Wissen und Autorität gerungen und gekämpft wird.
Der Band macht die Beiträge des Themenheftes der "Psychoanalytic Quarterly" von 1996 über "Wissen und Autorität in der psychoanalytischen Beziehung" in deutscher Übersetzung zugänglich.
Mit Beiträgen von: Christopher Bollas, Charles Brenner, Nancy J. Chodorow, Anthony Elliott und Charles Spezzano, Charles M.T. Hanly, Irwin Z. Hoffman, Otto F. Kernberg, Elizabeth Lloyd Mayer, James T. McLaughlin, Roy Schafer, Lawrence Friedman, Kimberlyn Leary.
Orange Dr., Dr., Donna M.
Psychoanalytikerin in eigener Praxis und Philosophin, Lehranalytikerin am Insitute for the Psychoanalytic Study of Subjectivity in New York und Supervisorin. Autorin und Coautorin mehrerer Bücher mit Robert Stolorow und George Atwood, bei Brandes & Apsel: Intersubjektivität in der Psychoanalyse. Kontextualismus in der psychoanalytischen Praxis (2001), zahlreiche Aufsätze u.a. in der Zeitschrift Selbstpsychologie.
Emotionales Verständnis und Intersubjektivität
Donna M. Orange legt in ihrem Hauptwerk die Natur des psychoanalytischen Prozesses aus Sicht der Intersubjektivitätstheorie dar. Sie entfernt sich dabei konsequent von der psychoanalytischen Trieb- und Objektbeziehungstheorie hin zu einer Auffassung, die sie perspektivischen Realismus nennt. Danach ist der Schlüssel psychoanalytischer Arbeit die emotionale Heilung, die aus einem verbalen und non-verbalen Zusammenspiel zwischen Patient und Psychoanalytiker besteht. Beide Beteiligte am psychoanalytischen Prozess nehmen ihre eigene Beteiligung vor dem Hintergrund ihrer Lebensgeschichte wahr. Wenn der Dialog mit dem Psychoanalytiker auf diese Weise zu einer empathischen Teilnahme am Leiden des Patienten wie dieser seine Erlebenswelt organisiert hat führt, so kommt es zum emotionalen Verständnis innerhalb des intersubjektiven Feldes. In einer solch sicheren Bindung kann der Patient eine zweite Chance für eine gesündere Entwicklung und ein integriertes Selbst wahrnehmen. Donna M. Orange überbrückt nicht nur die Kluft zwischen Psychoanalyse und Philosophie, sondern macht die Philosophie auch für die Theoriebildung der Psychoanalyse nutzbar. Sie prüft ausgehend von alten griechischen Vorstellungen bis in die zeitgenössische Hermeneutik hinein neuere Vorstellungen, insbesondere von Georg Gadamer, daraufhin, ob sie für eine neue Sichtweise in der Psychoanalyse genutzt werden können. Sie plädiert für eine fallibilistische Haltung, die die einmal gewählte Theorie immer wieder auf den Prüfstand stellt und so in der Schwebe hält.
John D. Sutherland
geboren: 1905, gestorben: 1991
John D. Sutherland leitete 1947–1968 das Tavistock Centre, war Inhaber der Sloan Professur an der Menninger Clinic sowie angesehener Dozent am Austen Riggs Center (Stockbridge, Mass.), am Institute of Contemporary Psychotherapy (New York) und an der Washington School of Psychiatry.
Die Entwicklung des Selbst
John D. Sutherland gehört zu der einflussreichen psychoanalytischen Gruppe um W.R.D. Fairbairn, dessen umfassende Objektbeziehungstheorie als »Kopernikanische Wende« innerhalb der psychoanalytischen Theorie der menschlichen Persönlichkeit gepriesen wird. Die Tradition, in der Sutherland steht, geht von Fairbairn aus und reicht über D.W. Winnicott, Michael Balint und Harry Guntrip bis hin zu Daniel Stern und Otto Kernberg. Sutherlands besonderes Verdienst besteht darin, dass er die Entwicklung des Selbst dahingehend konzeptualisierte, dass es ein stetiges Wachstum und eine stetige Veränderung im Austausch mit anderen beinhaltet. Nach Sutherland konstituiert sich das Selbst auf der Grundlage der Beziehungen zu den wichtigen Beziehungspersonen. Diese Verbindungen werden ins Selbst aufgenommen und bilden die Bausteine der psychischen Struktur.
Jill Savege Scharff, eine Schülerin und profunde Kennerin seines Werkes, führt in die wichtigsten und einflussreichsten Abhandlungen Sutherlands ein. Diese spiegeln seine theoretische Bandbreite wider, innerhalb derer er sich mit Leichtigkeit von der intrapsychischen zur interpersonellen Ebene bewegt, Brücken zwischen Standpunkten baut und psychoanalytische und soziale Theorien einbindet.
Sutherlands Ausführungen erweitern die Grenzen psychoanalytischen Denkens und veranschaulichen unübersehbar die weitreichende Bedeutung der Psychoanalyse. Sie sind von großem Interesse für Psychoanalytiker und Psychotherapeuten sowie für Angehörige beratender und sozialer Berufe.
Herausgegeben von Dr. Rainer Rehberger, Dr. Bernhard Hensel und Jill Savege Scharff (2010).
David und Jill Savage Scharff: "Das interpersonelle Unbewusste“
In „Das interpersonelle Unbewusste“ tragen David und Jill Savage Scharff
das Wissen zusammen, das sie in klassischer Analyse, in Paar- der
Familientherapie sowie in der Anwendung analytischer Gruppen in der
Lehre gesammelt haben. Sie integrieren die südamerikanischen Link-
Theorien und die analytische Feldtheorien und wenden außerdem
Aspekte der Chaostheorie auf zwischenmenschliche Begegnungen an.
Fortschritte in der Bindungstheorie, den Neurowissenschaften und den
Entwicklungstheorien fügen sie in ihren erweiterten Blick auf das
unbewusste Geschehen in Beziehungen ein.
Insgesamt versuchen Sie damit eine Integration ihrer früheren Beiträge
zur psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie mit angrenzenden
anderen wissenschaftlichen Feldern.
Diesen komplexen Ansatz wenden sie im klinischen Bereich von Einzel-,
Paar- und Familientherapie an und illustrieren dies mit reichhaltigen
Fallberichten, die die Bedeutung ihres Ansatzes untermauern sollen.
Otto Kernberg kommentiert:
„It is an exciting exploration of the present expansion and challenges of
theoretical and clinical psychoanalysis; thought provoking and practical
at the same time.”
Eine ihrer Grundhypothesen ist, das das Unbewusste nicht so individuell
ist wie Freud dies sah.
Scharffs belegen, dass das Unbewusste grundsätzlich interpersonell
funktioniert und wir prinzipiell in einem unbewussten Feld leben, auch
wenn wir dies nicht wirklich merken und uns auf illusionäre Weise
autonom und unabhängig fühlen.
Wir alle nehmen ständig an einem interpersonellen Feld teil, erweitern
es, bereichern es und strukturieren es.
Scharffs sehen auch angelehnt an Fairbairns und Sutherlands Theorien
das Unbewusste immer in Beziehung, das quasi als lebenslange
Baustelle sich selbst immer wieder und damit auch andere verändert,
und sich in Interaktion chronisch umgestaltet, sei es in intimer
Partnerschaft, in der Arbeit mit anderen oder sozialen Gruppen jeder Art.
Gleichzeitig fühlt es sich paradoxerweise einzigartig und überdauernd
an, obwohl es während des ganzen Lebenszyklus in sich und an sich
arbeitet.
Das Buch wurde parallel im Oktober 2011 in den USA, in China und ins
Spanische übersetzt und publiziert.
Das Projekt wurde von Bernd Böttger und Peter Möhring betreut.
Kurzbeschreibung:
»Ein spannendes Buch, das die gegenwärtige Ausweitung der Psychoanalyse wie auch die Herausforderungen, vor denen sie steht, in den Blick nimmt. Das Buch regt zum Nachdenken an und ist zugleich von hohem praktischem Wert.«
Otto F. Kernberg
Vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen in der Einzel-, Familien- und Paartherapie sowie mit Gruppenprozessen in Trainingsgruppen widmen sich die Autoren der Erforschung des Unbewussten in der interpersonellen Interaktion. Zunächst bieten sie einen breiten Überblick über die Beziehungen zwischen Objektbeziehungs-, Link-, Feld- und Chaostheorie und fassen die wichtigsten neuen Ergebnisse der Neurobiologie und der Bindungsforschung zusammen.
Daraus ergibt sich ein komplexes theoretisches Gerüst, das sie in verschiedenen psychoanalytischen Behandlungssettings zur Anwendung bringen. Die klinische Bedeutung ihres Ansatzes wird dabei klar und anschaulich illustriert und es zeigt sich, wie die moderne Psychoanalyse unterschiedliche Theorien und Techniken harmonisch zu verbinden vermag. Mit ihrem Konzept des interpersonellen Unbewussten schlagen die Autoren eine Brücke zwischen Subjekt und Objekt, zwischen innerer und äußerer Realität und zwischen der nordamerikanischen und der europäischen Psychoanalyse.
Harold F. Searles: "Die Welt der Dinge"
Die Welt der Dinge hat eine grundsätzliche Funktion in der seelischen Entwicklung jedes Menschen. Ausgehend von dieser Annahme entwickelt Harold F. Searles (1918–2015) die These, dass zur menschlichen Reife der Ursprung aus der nichtmenschlichen Welt und die eigenen nichtmenschlichen Anteile anerkannt werden müssen, um sich von ihr distanzieren und bedeutungsvoll mit ihr in Beziehung treten zu können. Von besonderem Belang ist sie in der stationären Behandlung psychisch kranker Menschen.
Searles’ Theorie der Psychodynamik der nichtmenschlichen Umwelt wird mit der vorliegenden Übersetzung erstmals der deutschen Leserschaft zugänglich gemacht. Hinsichtlich des Verfallenseins der westlichen Kultur an die Dinge erhält sie hier zudem eine kulturkritische Wendung, die sie aufgrund des Eindringens der digitalen Geräte in die gesamte Lebenswelt heute aktueller denn je erscheinen lässt. Schließlich enthält das vorliegende Buch den Ansatz einer psychoanalytischen Anthropologie.
Das Projekt wurde von Antje Vaihinger übersetzt und mit einer Einführung und einer Bearbeitung von Jürgen Hardt abgeschlossen.
Graham S. Clarke: "Theorie persönlicher Beziehungen"
Graham S. Clarke verwirklicht mit dem vorliegenden Buch drei Vorhaben: Er stellt erstens die Objektbeziehungstheorie Fairbairns dar und verbindet sie unter anderem mit Bowlbys Überlegungen zur Bindungstheorie. Zweitens beschreibt er die Gemeinsamkeiten in den psychoanalytischen und philosophischen Konzepten der drei Schotten Fairbairn, Suttie und Macmurray. Dabei führt er in das hierzulande weitgehend unbekannte und von Suttie beeinflusste Werk des Philosophen Macmurray zur frühen Entwicklung des Menschen und seiner Bezogenheit zur Mutter ein. Drittens erarbeitet er methodische Vorschläge für eine noch zu entwickelnde Theorie Persönlicher Beziehungen und schließt dabei die moderne Säuglingsforschung, die Bindungstheorie und die Intersubjektivitätstheorie mit ein.
Clarke leistet mit seinem Buch einen wichtigen Beitrag zur Fairbairn-Forschung, insbesondere zur wechselseitigen Beeinflussung zwischen Fairbairns psychoanalytischer Entwicklungstheorie, Macmurrays Philosophie der Eingebundenheit menschlichen Lebens in Objektbeziehungen und Sutties Kritik an zeitgenössischen psychoanalytischen Triebtheorien.
Aus dem Englischen von Elisabeth Vorspohl.
Mit einem Vorwort von Rainer Rehberger.
Melanie Klein: "Vorlesungen zur Behandlungstechnik"
Melanie Kleins klinische Vorlesungen spiegeln ihre analytische Haltung und die Besonderheiten ihrer Behandlungstechnik deutlich wider. Anhand klinischer Beispiele veranschaulicht Klein die Interaktion von realer Erfahrung mit unbewussten Fantasien, die Deutungstechnik der Übertragungs-Gegenübertragungs-Analyse und das Konzept der projektiven Identifizierung.
John Steiner hat die jahrzehntelang unentdeckt gebliebenen Vorlesungen, die Klein 1936 vor AusbildungskandidatInnen der British Psychoanalytical Society gehalten und danach wiederholt vorgetragen hat, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – ergänzt um das Transkript der Tonaufnahme eines Seminars von Melanie Klein aus dem Jahr 1958. In seinen Kommentaren zeigt er, wie sich die kleinianische Behandlungstechnik weiterentwickelt hat, bettet sie in das Gesamtwerk Melanie Kleins ein und hebt ihre Aktualität und Relevanz für praktizierende PsychoanalytikerInnen hervor.
Herausgegeben und kommentiert von John Steiner
Mit einem Vorwort von Michael Feldman
Aus dem Englischen von Antje Vaihinger
Verlag: Psychosozial-Verlag
189 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Deutsche Erstausgabe
Erschienen im Oktober 2019
ISBN-13: 978-3-8379-2886-0, Bestell-Nr.: 2886